Die Cadomische Orogenese (auch Assyntische Orogenese) ist eine Gebirgsbildungsphase, die während des späten Neoproterozoikums vor etwa 650-550 Mio. Jahren am Nordrand von Gondwana und am (späteren) Ostrand von Baltica zur Bildung eines Akkretionsorogens führte.
In den Bereichen mit cadomischer Faltung liegen unterkambrische Schichten winkeldiskordant über gefalteten proterozoischen Schichten.
Der Name Cadomia bezeichnet nur einen Teil der in dem Zeitraum verfalteten Regionen am Rande Nordgondwanas (Armorika, Saxothuringikum und Tepla-Barrandium-Einheiten, nicht aber Avalonia). In diesem cadomisch gefalteten Bereich Nordgondwanas kam es im frühen Paläozoikum zu einer starken Grabenbildung und im Laufe des Ordoviziums und Silurs brachen nacheinander die Mikrokontinente Avalonia und die derweil zersplitterte Armorika-Terrangruppe ab. Später bei der kaledonischen und variszischen Orogenese sollten diese Mikrokontinente an die Nordkontinente Baltica und Laurentia angeschweißt werden und das heutige Fundament West- und Mitteleuropas und von Teilen der Ostküste Nordamerikas bilden.
Die Orogenese ist nach Cadomus, dem lateinischen Namen der nordfranzösischen Stadt Caen, benannt. Der Begriff discordance cadomienne wurde erstmals von Léon Bertrand im Jahr 1921 gebraucht.
Pan-Afrikanische Orogenese
Ungefähr zeitgleich mit der Cadomischen Orogenese erfolgte die Pan-Afrikanische Orogenese. Teilweise wird daher die Cadomische Orogenese als regionale Ausprägung der Pan-Afrikanischen Orogenese verstanden. Jedoch handelte es sich bei der Cadomischen Orogenese eher um eine andinotype Gebirgsbildung an der Peripherie Gondwanas, während die Pan-Afrikanische Orogenese eine alpinotype Gebirgsbildung war, mit Kollision mehrerer Kleinkontinente – der eigentliche Zusammenschluss des großen Südkontinentes Gondwana bzw. des Superkontinentes Pannotia.
Literatur
- Roland Walter: Erdgeschichte Die Entstehung der Kontinente und Ozeane. 5. Aufl., 325 S., de Gruyter, Berlin & New York. ISBN 3-11-017697-1
- Lexikon der Geowissenschaften. Erster Band A bis Edi. 500 S., Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg & Berlin 2000. ISBN 3-8274-0299-9
Weblinks
- The Geological and Tectonic Framework of Europe von J.A. Plant, A. Whittaker, A. Demetriades, B. De Vivo und J. Lexa (Memento vom 4. Mai 2007 im Internet Archive)
Einzelnachweise




